Fanszenen gegen Bundesliga-Wiederaufnahme

Jetzt hab ich auch schon fast an eine Verschwörung geglaubt. Schuld ist dieser Artikel:

https://www.kicker.de/774026/artikel

Der wird auf MSN verlinkt mit Hinweis, dass dies ein Kicker Artikel ist.
https://www.msn.com/de-de/sport/fussball/fanszenen-sind-gegen-baldige-bundesliga-wiederaufnahme/ar-BB12JObD?ocid=spartandhp

Da ich aber immer versuche Artikel direkt von der Homepage des Verfassers zu verlinken ging ich auf die Suche nach dem Artikel bei Kicker. Aber soviel ich auch blätterte - da ist er nirgends.
Letzte Chance: ich suche über Google mit den Worten kicker und der Überschrift, und da ist er.

Ist der Artikel jemand von Euch aufgefallen? Oder ist es ein Artikel, der nicht offiziell veröffentlicht wurde?
Ich kann ihn jedenfallst nicht offiziell in der Homepage finden, oder ich suche ihn in den falschen Ecken.

Auf jeden Fall sonderbar, weil es doch für mich eine Gegendarstellung zu der bisher veröffentlichten Fanmeinung ist, da hab ich bisher nur gehört, man würde Geisterspiele akzeptieren. Diese Verlautbarung ist aber locker 2 Wochen alt. Könnte ja durchaus sein, dass die Front da mittlerweile eine andere ist.

Also ich habe diesen Artikel gestern (oder vorgestern) ganz normal in der Kicker-App gesehen und auch gelesen. Ich denke mal, dass du ihn nicht (mehr) finden kannst, liegt daran, dass diese Pfeile unter den Bundesliga-News (da, wo man eigentlich durch die News klicken kann) nicht richtig funktionieren und man da nur einmal weiterschalten kann. Oder ist das nur bei mir so?

Zum Inhalt: Obwohl ich selbst oft die Meinung der Fanszenen vertrete, bin ich hier anderer Ansicht. Man kann jetzt langsam mal den Ball flachhalten. Kommerzialisierung hin oder her - die ich auch in vielerlei Hinsicht kritisiere - aber für einige Klubs selbst in der Bundesliga (darunter erst recht) geht es ja offenbar um's nackte Überleben. Wäre es diesen Fanszenen denn lieber, wenn ihr Klub pleite geht?

Ich hatte ihn auch gelesen. Dass der Kicker keine SuFu mehr hat, finde ich ziemlich gruselig. Nur noch schnelles Klick-Baiting. Ein Artikel von gestern ist wertlos.

Aber um das Thema selbst zu vertiefen:

https://www.spiegel.de/sport/fussball/bundesliga-ultras-kritisieren-dfl-fussball-fans-gegen-geisterspiele-a-e7803ebd-181e-45aa-bc70-d39d30ca2938

Interview mit einem der Autoren des Fanszene-Schreibens.

Aus dem Link von Toppi möchte ich mal eine Aussage herausgreifen:

Wir können uns nicht vorstellen, dass Vereine, die über Milliarden von TV-Geldern verfügen konnten, nach nur einem Monat nicht mehr den normalen Betrieb finanzieren können.

Hat dieser Mensch während der Finanzkrise geschlafen? Da ist doch genau das passiert. Banken, die über Milliarden von Geldern verfügten, hatten sich verzockt und mussten mit weiteren staatlichen Milliarden gerettet werden (ob das wirklich unbedingt so nötig war, sei jetzt mal dahingestellt). In der jetzigen Krise hört man von Fällen, in denen Konzerne einerseits Kurzarbeit beantragen, also staatliche Hilfen in Anspruch nehmen, andererseits aber massive Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten wollen. Darüber hört man, abseits von Satiresendungen wie Extra3 recht wenig. Ohne das jetzt also schönreden zu wollen, der Fußball versucht immerhin, sich aus "eigener Kraft" zu retten, indem er einen Spielbetrieb aufrechtzuerhalten versucht, der so oder so fernab von normal sein würde. Ich finde es nicht verwerflich, dass Unternehmen ihren Betrieb unter Auflagen fortsetzen wollen, ohne sich vom Steuerzahler retten zu lassen, sofern das unter den gegebenen Umständen eben möglich ist. Was nicht heißt, dass dies um jeden Preis geschehen soll.

Der Rest des Interviews ist für mich in erster Linie eine romantische Vorstellung, die ich zwar so gesehen "teile", aber realistisch betrachtet ist der Zug längst abgefahren. Diese Art von Fußball, die er sich da vorstellt, wird es im Profibereich wohl nie wieder geben.

Mein Zitat stammt aus einem weiter verlinktem Artikel.
Fanprojekt Koordinator Michael Gabriel: "Es geht den Fans nicht um Macht!"

Michael Gabriel schrieb:Dieser Dialog ist auch deswegen von größter Bedeutung, weil es wahrscheinlich ja demnächst Spiele ohne Fans geben soll. Damit wird die größte Angst von Fußballfans angesprochen, nämlich die, dass sie nicht gebraucht werden.

Ein zentrales Problem, dass jede Religion hat, und damit auch die Ersatzreligion Fussball, nämlich die, dass die Anhänger der Religion die Wahrheit des Scheingebäudes erkennen. Da müssen natürlich die Religionsführer vorbauen, also die Ultra-Vorturner, die den Anhängern über Jahre beigebracht haben, wie wichtig sie und ihre Fangesänge, Choreos und Pyrofackeln sind.

Jeder darf seine eigene Meinung darüber haben, ich glaube keiner wünscht sich Geisterspiele. TV Übertragungen ohne Stadionathmosphäre fehlt durchaus was.
Dieses beleidigte Kleinkinderverhalten aber - wenn ich nicht damit spielen darf, dann solls auch kein anderer haben - geht mir gelinde gesagt aufn Sack.

Diesen Artikel meint Cefix:

https://www.spiegel.de/sport/fussball/fanprojekt-koordinator-michael-gabriel-ueber-fussball-fan-proteste-dfb-und-geisterspiele-a-162e8fd4-3e90-4181-b669-04cb25166333

Ich hatte schon vor Tagen überlegt, ob ich das Fass aufmachen will.

Ich teile seine Einschätzung zum Thema Hopp und bin auch bei einigen anderen Punkten auf Ultra-Seite (Kollektivstrafen, Montagspiele u. a.), aber die Bedeutung der Ultras überschätzen diese selbst und Herr Gabriel bestärkt dieses Bild, und die Aussage, es ginge den Ultras nicht um Macht, halte ich für mindestens einen Irrtum, wenn nicht glatt gelogen.

Macht, oder man kann es auch vorsichtiger ausdrücken Mitspracherecht.
Ein Mitspracherecht, welches sich allerdings nur auf eine schwammige Legitimation beziehen kann. Diese besteht im Normalfall lediglich aus dem regelmässigen Kauf eine Eintrittskarte oder Dauerkarte.
Insofern sind Geisterspiele natürlich der "Worst Case" - Stadionzuschauer, hätte man zwar gern, werden aber im Moment nicht gebraucht.
Was ich aber jetzt wie auch in früheren Zeiten nicht akzeptiere ist, dass man dann mit negativen manchmal sogar illegalen Aktionen versucht die eigenen Sichtweisen durchzusetzen.

Nö, ich meine tatsächlich Macht. Macht über die Kurve. Sie wollen bestimmen, was gegrölt wird, welche Plakate wo hängen und was draufsteht, usw.

Was die Legitimation angeht, so meinen sie ja, ohne sie gäbe es keine Stimmung im Stadion. Als hätte es vor den 90ern keine gegeben ...

Nichtdestotrotz haben sie in manchen Punkten auch m. E. richtige Ansichten, daher bin ich in der Sache vereinzelt "koalitionsbereit". Ohne darauf zu verzichten, ihnen in anderen Punkten mit Vehemenz zu widersprechen. Aber ich habe auch gelernt, dass man sie nicht auf einzelne Punkte und einzelne Verfehlungen reduzieren sollte.

Ob die Legitimation nun das Ticket ist oder die Stimmung, die Gefahr, die gerade droht ist die gleiche. In der Fortführung der Saison mit Geisterspielen könnte sich zeigen, dass man ohne Zuschauer oder eben ohne Stimmung auch gutes Geld mit dem Produkt Profifussball verdienen kann.
Zuschauer werden nie unwichtig sein, die Stimmung ist durchaus ein Verkaufsargument. Man wird sehen wie der "Kampf" weitergeht.

Ohne Zuschauer, bei Geisterspielen, sind die Klubs alle ein wenig gleicher, wenn auch nicht gleich.
Hat ja auch was.
Was machen wir denn da mit den ganzen schönen Arenen? Und was zahlen da die Namensgeber noch, wenn da keiner mehr hinschaut?
200 Menschen rund um ein solches Spiel passen auch gut auf die besseren Trainingsplätze.

Könnte man meinen, aber ich denke, dass die Infrastruktur für die TV-Anbieter nicht so leicht aus den großen Stadien zu den kleineren Stadien gebracht werden kann. Da geht's um Verkabelung, Kameraplätze, etc.

Außerdem lassen sich die 2-300 aus beruflichen Gründen beteiligten Personen in einem Stadion viel leichter auf ausreichend Abstand zueinander bringen als an einem Trainingsplatz. Mal abgesehen von den Spielern ...

Wobei, wenn ichs Richtig verstanden habe noch etwa 80 dieser 300 Ordner und Security sind die zum Großteil das Aussenareal "bewachen" und Fanzusammenkünfte auflösen sollen.

(Den Punkt hatte ich im anderen Thread - bezüglich GdP - vergessen)

Das wird den Ultras, ohne die es doch nach eigener Ansicht keine Stimmung gibt, natürlich überhaupt nicht gefallen:

https://www.kicker.de/775538/artikel/sky_spielt_bei_geisterspielen_fan_gesaenge_ein

Ja das hatte ich auch gelesen. Bin gespannt, wie das in der Praxis klingen wird.

Ich werde es nicht erfahren. Ich schaue kein Sky. Vielleicht höre ich ja was in der Sportschau.

Nö, es wird ja nicht im Stadion eingespielt. Das kommt vermutlich als nächste Stufe.

Es ist einfach eine Option, eine weitere Tonspur, die der Seher sich mit dazuholen kann. Es gibt da noch mehr Einfälle, also irgendwie 2 Fans die da in Senf mit bei geben, und ähnliches.
Sky nutzt die Stunde und probiert was aus.
Für mich ist nichts dabei, aber man muss sehen, wie es der Zuschauer annimmt.
Für mich bräuchte es die Lacher in den amerikanischen Sit-com's auch nicht. Trotzdem sind sie da. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass jemand das "leise" Formel-E lieber schauen würde, wenn man Formel-1 Geräusche dabei spielt.