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Ich bin kein Rassist, aber ...

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Beitrag von Toppi Di 9 Jun 2020 - 12:29

Ich habe schon 2015, also während der Hochphase der Flüchtlingskrise, immer den Kopf schütteln müssen, wie viele Leute völlig hirnlos gesagt haben, sie seien bestimmt nicht ausländerfeindlich, aber ... und dann etwas ausländerfeindliches folgte. Das ist noch dümmer, als irgendetwas unreflektiert nachzuplappern.

Ein entsprechender Fall wird gerade brandaktuell von Mainz 05 dokumentiert, wo ein Mitglied eben diese Mitgliedschaft kündigt, mit rassistischer Begründung:

"Ich kann mich mit diesem Verein (Profifußball) schon seit Monaten nicht mehr identifizieren! Mittlerweile bekomme ich den Eindruck vermittelt, dass ich beim Africa-Cup bin, anstatt in der deutschen Bundesliga. Ich weiß was jetzt kommt, aber nein, ich bin auf keinen Fall rassistisch veranlagt - das verbitte ich mir. Nur, was zuviel ist, ist zuviel. (...) Aber wenn seit Wochen in der Startformation neun (!!!) dunkelhäutige Spieler auflaufen und deutschen Talenten kaum noch eine Chance gegeben wird, dann ist das nicht mehr mein über die Jahre liebgewonnener Verein. (…) Ein Noveski, Bungert, Rose, Babatz, Weiland, Bell usw standen für Werte und Mentatlität. Das waren Kerle, die mit Herzblut dabei waren (…)."

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Er verbittet sich, als Rassist bezeichnet zu werden, findet aber 9 dunkelhäutige Spieler zu viel. Rassist ist er schon ab dem Moment, in dem er der Hautfarbe mit etwas anderem als statistischem Interesse begegnet.

Mainz hat richtig reagiert. Man antwortet ihm:

"Rassismus beginnt da, wo rassistische Gedanken geäußert werden, nicht nur, wenn sich jemand selbst als Rassist bezeichnet - was in den seltensten Fällen vorkommt. Für uns zählt nur, dass jemand Mensch ist und unsere Werte teilt. Solche Menschen heißen wir in unserer Gemeinschaft gerne willkommen. Aus diesem Grunde freuen wir uns vielmehr über Ihre Kündigung, da Ihre Begründung offenbart, dass Sie nicht die Wertebasis besitzen, die unseren Verein auszeichnet."


(Quelle: https://www.kicker.de/777130/artikel/mitglied_kuendigt_aus_rassistischen_motiven_so_antwortet_mainz_05)

Toppi

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Beitrag von Semsemnamm Di 9 Jun 2020 - 12:32

Wollte ich auch gerade eröffnen. Klasse Reaktion von Mainz 05.

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Beitrag von Cefix Di 9 Jun 2020 - 13:17

Hahaha, da fällt mir irgendwie unser ehemaliger Ritter mit der feinen Klinge, genannt Pramel ein.

Tolle Antwort aus Mainz.

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Beitrag von Toppi Di 9 Jun 2020 - 18:52

Oh, ja, der war auch ein großartiges Beispiel einer völlig gestörten Selbstwahrnehmung. Laughing

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Beitrag von Wisent Mi 10 Jun 2020 - 17:47

Die Antwort ist klasse, auch wenn sie für mich wie eine ausgefeilte PR-Antwort aussieht. Für viele ist es schwer, wenn schon der Name nicht Klaus, Heinz, Thomas, Andreas, Michael, Christian etc. sondern eben Kevin, Pierre, Jerome, Jimmy etc. heißt. Jubeln tun sie aber trotzdem, wenn Jerome Boateng, Patrick Owomoyela, Erwin Kostede, Jimmy Hartwich, oder aktuell Serge Gnabry als dunkelhäutige Deutsche oder Pierre Litbarski, Miroslav Klose, Emre Can, Ilkay Gündogan etc. als hellhäutige Deutsche Tore im Verein/in der N11 schiessen/verhindern. Die Ergebnisse in Mainz waren halt durchwachsen (für mich aber vollkommen im Rahmen der Möglichkeiten), da braucht's doch schuldige...

Ohne den Mann in Schutz nehmen zu wollen, ich denke die Globalisierung und damit z.B. die Niederlassungsfreiheit der Bürger innerhalb der EU überfordert schlicht weg das Gemüt der (älteren) Menschen (in ländlichen Gebieten). Ich habe 1978 als Azubi angefangen, hatte also die Realschule im damals schon Schmelztigel (West)Berlin verlassen. U. Schaffarczik war von 31 Mitschülern der einzige mit ausländisch klingendem Namen, dessen Opa irgendwann mal nach Berlin gekommen war, heute... Dazu kommt dann auch noch, dass Flüchtlinge nicht mehr nur aus dem Nachbarland kommen, Kollegen aus anderen Städten/Ländern normal sind, oder z.B. männliche Polizisten Ohrringe tragen und sichtbar tätowiert sein dürfen, also Stichwort gesellschaftlicher Wandel, veränderte "Kleiderordnung" etc. Vergesst nicht, es gibt viele Menschen, die nicht verreisen und wenn doch, dann nur innerhalb Deutschlands. Die kommen schlicht mit dem gesellschaftlichen Wandel nicht klar oder damit, dass aktuell zuerst Kinder aus bildungsfernen Familien in die Kitas sollen, anstatt die Apothekerkinder.

Seinen Rassismus erkenne ich, lese aber auch die Sorge, dass die in der Umgebung aufgewachsenen Jugendspieler von M05 keine Chance mehr auf die 1. Mannschaft haben und deswegen schwindet auch seine Identifikation mit dem Verein. Mit Noveski hat er gewollt/ungewollt? einen Mazedonier benannt. Und auch wenn es dieses Problem bei uns nicht mildert, diese Diskussion gab es z.B. rund um Arsenal London auch schon vor Jahren , wo die 4? englischen Pflichtspieler des Kaders, die für den 18ner-Kaderplatz aussichtslosen Nachwuchsspieler waren.

Dazu eine Meldung von gestern vom Tischtennis: Bei den Düsseldorf Masters besiegte der Deutsche Dimitri Ovtcharov seinen Nationalmannschaftskameraden Dang Qiu. Wenn man da noch Eberhard Schöler im Kopf hat kommt eben mancher nicht mehr klar

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Beitrag von Toppi Fr 12 Jun 2020 - 12:37

Ist mir ehrlich gesagt zu verständnisvoll. Kein Mensch wird als Rassist geboren, es ist immer das Umfeld, das für die entsprechende Prägung sorgt. Natürlich passiert das häufig schleichend und dazu im Kindesalter, aber ein denkender Mensch sollte ab einem gewissen Alter fähig sein, seine eingeimpfte Fremdenangst (so er sie denn verspürt) zu hinterfragen und zu bekämpfen.

Dazu passend eine Meldung aus Gladbach (Köln, Schalke, Dortmund):

https://www.kicker.de/777309/artikel/eberl_solche_menschen_haben_bei_uns_nichts_verloren_

Nicht ganz richtig ist allerdings Eberls Schimpfen über die Anonymität im Internet, die es schwer mache, gegen Rassisten vorzugehen. Das ist ein auch von Politikern gern behauptetes Klischée. Tatsächlich staunt man, wenn man es intensiver beobachtet, wie viel Menschen unter Klarnamen ausländerfeindliche, rassistische, rechtsradikale Sprüche raushauen. Es fehlt wohl ganz einfach an Personal, um damit verbundene Rechtsbrüche zu ahnden.

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Beitrag von Toppi Fr 12 Jun 2020 - 13:24


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Beitrag von Cefix Mo 15 Jun 2020 - 13:13

Ich finde Wisents Versuch die Situation zu erklären nicht grundlegend falsch.
Wenn zum Beispiel jemand sagt, er wäre kein Rassist, dann mag das Bezug nehmen auf das in der Schule gelernte Modell eines Rassisten: Ein Rassist erklärt Menschengruppen für minderwertig, steckt sie in KZ's, ermordet und verbrennt sie. Natürlich will der Mainz-Fan das nicht, er will ja tatsächlich "nur", dass sie aus seinem Verein (war sozusagen mal sowas wie seine Familie) verschwinden. Schlimm genug, kommt aber mMn auch vordergründig von dem Wunsch sich mit der Mannschaft zu identifizieren. Gut wäre es da, Jungs zu finden, die im Club bei den Schülern angefangen haben und sich über die Jugend in die erste Mannschaft spielen. Aber wir wissen eben alle, dass das in der heutigen Zeit nur noch bei weit weniger als 1% der Bundesligaspieler so ist. Das Problem ist, dass die eigene Enttäuschung darüber, dass es die lokalen Spieler nicht mehr schaffen, oder ihnen keine Chance mehr gegeben wird, umgewandelt wird in eine Aversion gegenüber den Leuten, die es eben schaffen zu spielen. (Die sind ja quasi dran schuld, dass kein Platz mehr da ist.)
Wäre ja jetzt kein Problem, wenn der Mann einfach nur schreiben würde, ihm fehle mittlerweile gänzlich die Identifikation mit der ersten Mannschaft und er möchte deswegen nicht mehr Vereinsmitglied sein. Ich denke wir alle könnten es ihm nachvollziehen und würden vielleicht sogar zustimmen.
Gerne würde ich diese "Entschuldigungen" auf den Mainz-Fan anwenden, aber der versteigt sich in seinen Formulierungen von Afrika-Cup, dunkelhäutigen Spielern, 'deutsche' Bundesliga eben komplett ins falsche Terrain und ihm ist mit ein paar einfachen Worten und Gesprächen nicht mehr zu helfen.

Den Beitrag über Azzouzi finde ich zu Anfang auch recht gut, allerdings gehen mir dann die Beispiele am Ende des Artikels viel zu weit:

Zu seiner aktiven Zeit zwischen 1989 bis 2004 sei er in Fürth "mal als Kameltreiber beleidigt worden", sagte der gebürtige Marokkaner: "Damals war Rassismus auch innerhalb der Mannschaft ein größeres Problem als heute. Oder ein Beispiel aus der Gegenwart: Ich bin mal auf der Straße von einer älteren Frau angesprochen worden. Sie meinte: 'Sie sprechen aber gut Deutsch.' Dankeschön, ich bin ja auch erst seit 47 Jahren in Deutschland. Die Frau hat das gar nicht böse gemeint, aber daran erkennt man, wie fest Rassismus in unserer Gesellschaft verankert ist. Und das ist schlimm."

Kameltreiber ist ne üble Beleidigung, aber auch nicht mehr, oder auf welches geistige oder körperliche Merkmal geht man hierauf ein?
Noch schlimmer finde ich, dass er die Frau, die ihm sozusagen ein Kompliment gemacht hat, nun in die Rassismus Ecke drängt. Nein, eine Sprache zu erlernen hat wirklich nichts mit einer "Rasse" zu tun, sondern ich kann der Lebenserfahrung der Frau folgen, die dies nicht erwartet hat. Es ist sicher Fakt, dass der Prozentsatz der "sehr gut deutsch sprechenden Marokkaner" in Deutschland sich im niedrigen Prozentbereich befindet. Es wäre Rassismus, wenn sie vermuten würde, dass Menschen dieser Herkunft nicht gut deutsch sprechen können weil die Ausformung ihres Kehlkopfes oder eine mindere geistige Fähigkeit dem widersprechen.

Ich bin vollkommen bei Wisents Aussage, dass viele Menschen mit dem immer schneller sich vollziehendem gesellschaftlichen Wandel nicht klar kommen.

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Beitrag von Wisent Mo 15 Jun 2020 - 14:06

Stimmt Toppi, kein Mensch wird als Rassist geboren, man wird einer. Verständnisvoll im Sinne, dass ich andere Standpunkt nachvollziehen kann bin ich, ob ich das dann immer gut heiße steht auf einem anderen Blatt.

Es ist ja keine Erkenntnis die Soziologen gepachtet haben, aber je älter Menschen werden, desto konservativer und ängstlicher werden sie auch. Und je weniger man von einer Entwicklung betroffen ist, z.B. Flüchtlingsaufnahme, desto weniger nimmt man sie zur Kenntnis bzw. desto mehr Angst hat man vor den Fremden. Die AFD holt ihre Stimme vorwiegend nicht in den Ballungsgebieten/Städten und die Ansiedlung von Flüchtlingen in ländlichen Gebieten ist schwieriger als in Städten. Das kennen wir vielleicht auch aus eigener Erfahrung, wer mal versucht hat als "Zugereister" in einem kleinen fremden Dorf, womöglich in einem anderen Bundesland, Fuß zu fassen, weiß wovon ich schreibe.

Mein Schwiegervater ist jetzt 83, den kenne ich seit über 20 Jahren und der ist ein Paradebeispiel für diese Entwicklung. Der ist kein Rassist sondern kommt von der Seite gewerkschaftsorienterter SPDler, der mit H.Schmidt, G.Schröder, S.Gabriel, Müntefering etc. was anfangen kann, mit E. Eppler, R.Stegner, M.Müller oder R.Scharping aber nicht. Das Dang Qui oder Dimitri Ovtcharov Deutsche sind und für die Deutsche Nationalmannschaft spielen, dafür fehlt ihm das Verständnis - es sei denn durch Adoption im Kindesalter - dass beide hier dauerhaft mit den gleichen Chancen, Rechten und Pflichten wie alle anderen unbehelligt leben und ihr Leben so gestalten, wie sie es wollen steht für ihn außer Frage. Bei Jerome Boateng sieht das wieder anders aus, der hat ja ne deutsche Mutter und nen deutschen Pass, also kann er auch für die N11 auflaufen. Den Satz von Merkel "das schaffen wir" aus 2015 unterschreibt er, bei der teils dilettantischen Umsetzung mit Zeltlagern etc. kriegt er das kalte Kotzen. Wenn seine Rente nur um 0,xx% erhöht wird, gleichzeitig aber x Milliarden mehr in Entwicklungshilfe oder dem Flughafen BER versenkt werden - ohne erkennbare Gegenleistung oder das die Verantwortlichen sich auch verantworten müssen -, dann will er das nicht mehr verstehen. Ebenso wenig wenn der öffentliche Bereich kaputt gespart wird, z.B. keine Polizei mehr auf der Straße, keine Grünanlagepflege, keine Kitaplätze, überlastete Justiz etc.. Für ihn haben Tattoos was mit Seefahrern, Künstlern etc. zu tun, ein Polizist sollte so etwas sichtbar! nicht haben, Ohrringe ebenso wenig.

Und wenn ihr jetzt in Eurem Familien- und Freundeskreis die älteren Menschen gedanklich einschätzt, werdet ihr teils ähnliche Ansichten finden und auch die werden keine Rassisten sein.

Zurück zum Ursprung, es ging ja um einen ehemaligen Fan von Mainz 05: Wenn beim DFB die Statuten dahin gehend geändert werden sollten, dass mindestens 50% einer Mannschaft aus Deutschen bzw. vor Vertragsbeginn dauerhaft hier in Deutschland lebenden Fußballern bestehen muss und mindestens 15-20% aus dem eigenen Nachwuchs kommen sollten bin ich mir sicher, dass das mehrheitsfähig wäre. Das diese Statuten dann u.U. gegen EU-Recht (Niederlassungsfreiheit etc.) verstoßen würde, wäre schwer vermittelbar. Vereinsidentifikation hat auch was damit zu tun, dass man die Spieler (seit Jahren) kennt, warum wohl haben Schweinsteiger, Lahm, Alaba oder Müller solchen Kultstatus bei den Bayern?


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Beitrag von Wisent Mo 15 Jun 2020 - 14:09

Toppi schrieb:
Nicht ganz richtig ist allerdings Eberls Schimpfen über die Anonymität im Internet, die es schwer mache, gegen Rassisten vorzugehen. Das ist ein auch von Politikern gern behauptetes Klischée. Tatsächlich staunt man, wenn man es intensiver beobachtet, wie viel Menschen unter Klarnamen ausländerfeindliche, rassistische, rechtsradikale Sprüche raushauen. Es fehlt wohl ganz einfach an Personal, um damit verbundene Rechtsbrüche zu ahnden.

Das alte Leid der Demokratie ist die Wehrhaftigkeit gegenüber radikalen Antidemokraten, solange die Strafen gering sind, toben sich diese Leute nach Belieben aus. Ja, der Justiz fehlt Personal, solche Internet-Hetzer dingfest zu machen bzw. die Herausgabe der Klardaten von den Websitebetreibern zu verlangen um dann tätig zu werden. Und selbst wenn, läuft das unter "Kavaliersdelikt", mehr als ein paar Tagessätze Strafe zur Spende an gemeinnützige Organisationen gibt's dafür doch nicht. Da muss der Rechtsradikale schon (mehrfach) als (schwerer) Körperverletzter, Sachbeschädiger etc. verurteilt worden sein, bis tatsächlich der Freiheitsentzug umgesetzt wird. Allerdings ist das mit der Meinungsfreiheit auch so eine Sache. Den Hitler-Gruß zeigen/sagen/schreiben oder den Holocaust leugnen ist in Deutschland zum Glück strafbar - die Politik zwischen 1933 und 1945 zu relativieren mit Argumenten, war doch nicht alles schlecht, die Kriminalitäts- und Arbeitslosenrate war niedriger, auf den Autobahnen fahren wir heute noch, ist es aber nicht. Von diesem schmalen Grad der Meinungsfreiheit lebt die AFD, NPD; DVU und Konsorten.

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Beitrag von Cefix Di 16 Jun 2020 - 10:23

Wisent schrieb:Zurück zum Ursprung, es ging ja um einen ehemaligen Fan von Mainz 05: Wenn beim DFB die Statuten dahin gehend geändert werden sollten, dass mindestens 50% einer Mannschaft aus Deutschen bzw. vor Vertragsbeginn dauerhaft hier in Deutschland lebenden Fußballern bestehen muss und mindestens 15-20% aus dem eigenen Nachwuchs kommen sollten bin ich mir sicher, dass das mehrheitsfähig wäre. Das diese Statuten dann u.U. gegen EU-Recht (Niederlassungsfreiheit etc.) verstoßen würde, wäre schwer vermittelbar. Vereinsidentifikation hat auch was damit zu tun, dass man die Spieler (seit Jahren) kennt, warum wohl haben Schweinsteiger, Lahm, Alaba oder Müller solchen Kultstatus bei den Bayern?

Es gibt anscheinend viele Fans, aber auch Funktionäre und andere Fussballinteressierte, die "das Rad zurückdrehen" wollten. Der Fussball der Profiligen hat sich aber der Marktwirtschaft unterworfen.
Und in der Marktwirtschaft gibt es nur die Richtung "mehr Umsatz und höherer Gewinn". Selbst wenn Initiativen kurzzeitig Erfolg zeigen, werden sie über kurz oder lang wieder eingesackt. Es sei denn, man schafft sich irgendwo eine Nische. (Im Lebensmittelbereich sind das z.B. die "Bioprodukte")
Meines Erachtens ist jeglicher Versuch in Topligen wie der Bundesliga die Situation verbessern zu wollen, zum Scheitern verurteilt, weil es eben immer wieder die Ausreisser geben wird, die es schaffen Vereinbarungen und Regeln in ihrem Sinne zu interpretieren und sozusagen ihre Mitbewerber zu übervorteilen. Vermutlich denken wir jetzt alle sofort an "Rasenball". Ich für mich habe die Profiligen abgeschenkt. Diese Ligen ändern zu wollen hiesse im Vergleich z.B. den Topmanagern in der deutschen Wirtschaft beibringen zu wollen, dass man mit einem Jahresverdienst von 1 Mio. Euro auch ein sorgenfreies und wohlhabendes Leben führen kann.

Man müsste die Vereine einzusammeln, die sich dieser Maschine entziehen wollen. Die, die erkannt haben, dass ihr Ziel nicht mehr die Kommerzbundesliga sein kann, weil man sich entweder an einen Investor verkaufen muss oder in einem Schuldenberg versinken wird.
Und auch die Vereine, die wissen, dass der Profifussball vermutlich auf Dauer eine Nummer zu groß ist.
Meine Idee wäre eine Liga etwa auf Höhe der 3. Bundesliga zu schaffen, die die Aufsteiger aus den Amateurligen als Alternative zum Profifussball wählen können.
Allerdings müssten sie sich in dieser Liga ganz anderen Bedingungen unterwerfen: Bedingungen, die entgegengesetzt dem Modell "Freie Wirtschaft" der Profiligen sind. Am Wichtigsten vielleicht: Die Vereine bekommen ein Budget von 5 Mio. Euro, mit dem sie den Spielbetrieb finanzieren müssen. Daraus müssen sie den Kader und sämtliche anderen Kosten der ersten Mannschaft begleichen. Es darf während der Saison kein zusätzliches Geld vom Verein, Sponsor oder sonstigen Geldgebern in Richtung Spielbetrieb fliessen. Als Gegenleistung gibt der Verein die Rechte und Einnamen aus dem Spielbetrieb an den "Trägerverein" oder Veranstalter der Liga, auch Zuschauereinnahmen und TV-Rechte.
Zusätzlich zu dem Kaderbudget gibts am Saisonende noch eine Gewinnbeteiligung, die jedoch nicht in die Mannschaft gesteckt werden darf, sondern nur dem Verein zu Gute kommt. Ein Verein, der in diese Liga kommt trägt kein finanzielles Risiko mehr am Spielbetrieb der ersten Mannschaft.
Und nachdem es sich um eine "freiwillige" Liga handelt, kann man da alle Regeln einführen, bei denen man ansonsten Schwierigkeiten mit dem Arbeitsrecht oder der EU erwarten könnte. Gerade solche Einschränkungen, dass ein gewisser Anteil an Spielern aus dem Verein oder wenigstens aus der Region kommen müssen. Man kann auch ein "Höchstgehalt" bestimmen, oder dem Gehalt eine "Sicherungskomponente" hinzufügen, also sowas wie eine Rentenversicherung auszahlbar ab 35 Jahren. Unterjährige Transfers wären nicht erlaubt.
Die Absteiger aus der Liga würden wieder in die Regionalligen eingegliedert.
ich würde hoffen, dass diese Liga ein Sammelbecken für die "alten Traditionsvereine" würde, denen eine Alternative geboten wäre zum stressvollen Hamsterrad Profifussball. Denn in der angedachten Liga geht der ankommende Verein kein finanzielles Risiko ein.

Cefix

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