BVB vs. Köln

Mir geht es hauptsächlich um die Szene in der 13. Minute. Hazard wurde zwar mal zurückgepfiffen, obwohl es 1 Meter kein Abseits war, aber seis drum.

Hakimi wird im Strafraum gelegt. Anschließend kommt Brandt(?) an den Ball und in der Mitte stehen ca. drei Dortmunder gegen einen Kölner. Also weiterhin eine Großchance. Es wird gepfiffen und gibt Elfmeter. In der Wiederholung sieht man nun, dass der Ball gespielt wurde und überhaupt kein Foul vorlag. Und wenn, außerhalb.

Da bekam ich schon das kotzen, eine riesige Chance weg, weil der Schiri den Vorteil nicht abeartet und stattdessen direkt Elfer gibt. Dank VAR kann dieser aber nun zurück genommen werden und die angreifende Mannschaft ist immer im Nachteil irgendwie.

Wenigstens gab es noch Freistoß. Auch wenn das auch Quatsch war...

Kann ich jetzt von Deiner Beschreibung nicht ganz nachvollziehen. Der Elfer wurde zurückgenommen? Stattdessen gabs Freistoss?
Also wurds doch als Foul gewertet, aber eben ausserhalb!
Dann wär ja alles gut. Oder?
Bitte nochmal erklären.

Also erstmal wars kein Foul. Also ist die letzliche Entscheidung auch noch falsch.

Mir gings aber um folgendes:

Es gab in der Situation zwei Optionen. Entweder er lässt weiterlaufen, dann hat der BVB eine Großchance oder er gibt Elfmeter. Nun hat er also Elfmeter gegeben, den es dann nicht gab.

Also wurde Dortmund benachteiligt, da Elfer für sie gepfiffen wurde.

Was mir an Deiner Beschreibung fehlte war die Erklärung, dass der VAR den Hinweis "Foul oder nicht Foul" nur geben darf, wenn die Szene innerhalb des Strafraums war - wenn es also um die Entscheidung "Elfmeter oder nicht" geht. Deshalb konnte der VAR also nur den Tatort verlegen aber nicht den Hinweis geben, die angebliche Foulszene neu zu bewerten.

Aber bevor Du jetzt erneut protestierst, dass ich Dich nicht verstehe. Ja, Dein Einwand mit dem abgepfiffenen Vorteil trifft zu und ist natürlich ärgerlich. Aber ist Vorteilsgewährung regeltechnisch "ein Muss"? (Weiss ich tatsächlich nicht)

Also zuerst mal: Ich habe die Szene nicht gesehen und bewerte sie daher nur anhand der getätigten Aussagen.

Obwohl es seltsam anmutet, ist regeltechnisch alles korrekt gelaufen, auch wenn am Ende eine falsche Entscheidung durch eine falsche Entscheidung ersetzt wurde. Das Regelwerk, insbesondere auch das VAR-Protokoll der IFAB gibt nichts anderes her, siehe auch: https://www.n-tv.de/sport/fussball/collinas_erben/BVB-Freistoss-war-falsch-und-doch-richtig-article21535641.html

Kann man natürlich zurecht blöd finden, und auch Collinas Erben regen ja in ihrem Artikel eine entsprechende Änderung an. Nichtsdestoweniger blieb dem Schiedsrichter nichts anderes mehr übrig, als Freistoß und Gelb zu verhängen, auch wenn es falsch war.

Was den Vorteil angeht: Der steht schon als Muss-Regel im Regelwerk drin:

Der Schiedsrichter hat:
das Spiel bei einem Verstoß oder Vergehen weiterlaufen zu lassen, sofern das regelkonforme Team dadurch einen Vorteil erhält, und eine Strafe für den Verstoß auszusprechen oder das Vergehen zu bestrafen, wenn der mutmaßliche Vorteil nicht sofort oder innerhalb weniger Sekunden eintritt

Allerdings ist auch das m.E. hier kompliziert, denn die Frage ist ja, was genau ein Vorteil ist. Denn mal angenommen, die Elfmeterentscheidung wäre korrekt gewesen. Ist eine Großchance (wie gesagt, ich hab's nicht gesehen) tatsächlich ein Vorteil gegenüber dem Elfmeter, bei dem man aus 11 Metern einen ruhenden Ball auf das Tor schießen darf, ohne, dass ein Verteidiger dazwischenfunken kann? Bei Elfmeterentscheidungen gibt es m.E. nur eine einzige Situation, die einen Vorteil gegenüber dem Elfmeter bietet, nämlich wenn der Ball schon im Tor liegt. Denn m.E. kann man nur von einem Vorteil sprechen, wenn es ein Vorteil gegenüber der ansonsten fälligen Strafe ist (weswegen z.B. ein Vorteil nach Foul im Mittelfeld etwas völlig anderes ist als ein Vorteil bei Foul im Strafraum).

Das ist aber nur meine Meinung, die ich aus dem Regelwerk ableite.

https://youtu.be/ZgCWjI5-D40?t=77
Okay, ich muss ein bisschen zurückrudern, was die Qualität der Chance angeht.
Ich hatte es nur im Spiel live gesehen und erlag wohl einem Wahrnehmungsfehler.

Die Grundproblematik bleibt aber. Wenn er einen Elfer wahrnimmt, muss er ihn pfeifen. Vorteil hin oder her. Früher hatte das dann bestand, heute kann die angreifende Mannschaft einen Nachteil haben, weil sich der Schiri zu ihrem Gunsten irrte.

Was mir bei Collinas Erben auffiel: Man hat den Ort des Vergehens auf außerhalb gelegt, weil dort der Ball gespielt wurde. Der Kontakt Körper/Körper war im Strafraum, muss man dann nicht diesen heranziehen? Dann muss man den Kontakt bewerten, weil es sich um Elfer ja/nein handelt. Hier würde man zum Schluss kommen, dass das kein Foul war und dann? Schiriball??!?!

Ich muss zugeben, so einfach finde ich die Szene gar nicht. Der Kölner kommt da schon ganz schön angerauscht, und das mit offener Sohle voran. Und er trifft den Ball jetzt auch nicht so klar, sondern touchiert ihn eher. Gibt es hier schon einen Kontakt mit Hakimi? Das kann ich ehrlich gesagt nicht genau erkennen. Wenn ja, wäre Freistoß sogar vertretbar. Dass Hakimi danach über den Kölner fällt, ist jedenfalls nicht strafstoßwürdig.

Dass das Ganze mit VAR am Ende mit Freistoß und Gelb endet, finde ich jetzt dadurch gar nicht mehr so total abwegig. Der Schiedsrichter entscheidet zunächst auf Elfmeter, das ist in jedem Fall falsch, ich denke, da sind wir uns einig. Das ist aber auch das einzige an der Szene, was "klar und offensichtlich falsch" ist. Vielleicht hätte der VAR den Schiri an den Monitor schicken sollen. Vielleicht durfte er es aber laut VAR-Protokoll eben nicht, da er zunächst den Ort des (vermeintlichen) Vergehens überprüfen muss. Und hat das dann als Kompromiss auch genommen, bzw. darf dann eben auch nicht mehr als das. Die Gelbe gibt's dann m.E. für die Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs; wenn er den Freistoß gibt, ist die dann zwingend.

Aber denken wir uns die Szene doch mal komplett in den Strafraum, aber vom Ablauf her exakt gleich. Könnte der VAR denn dann überhaupt eingreifen? Ist es klar und offensichtlich falsch, hier ein Foul zu sehen? Und wenn der VAR den Schiri an den Monitor schicken würde, würde der dann überhaupt seine Entscheidung revidieren?

Für mich wäre die richtige Entscheidung gewesen: Laufen lassen. Entweder fällt ein Tor, dann braucht es keinen VAR-Eingriff mehr. Ansonsten guckt sich der VAR die Szene an, sieht etwas eventuell Strafwürdiges und stellt dann fest, dass es außerhalb war. Damit erübrigt sich der Eingriff auch wieder.

Auf deine letzte Frage: Ja, wahrscheinlich hätte man in dem Fall Schiedsrichterball geben müssen.