"Justice for George Floyd"-Protestaktionen

Der DFB-Kontrollausschuss prüft die Protestaktionen von Schalkes McKennie, Gladbachs Thuram und den Dortmundern Sancho und Hakimi "eingehend": https://www.kicker.de/776615/artikel/dfb_kontrollausschuss_prueft_protestaktionen_eingehend_

Hintergrund ist Punkt 4 der Fußballregeln (Ausrüstung der Spieler): "Die Ausrüstung darf keine politischen, religiösen oder persönlichen Slogans, Botschaften oder Bilder aufweisen. Spieler dürfen keine Unterwäsche mit politischen, religiösen oder persönlichen Slogans, Botschaften oder Bildern oder Werbeaufschriften mit Ausnahme des Herstellerlogos zur Schau stellen." Außerdem seien "Slogans, Botschaften oder Bilder mit Bezug auf jegliche lebende oder verstorbene Person in jedem Fall unzulässig".

Dementgegen steht der Antirassismus, den u.a. auch der DFB wie eine Monstranz vor sich herträgt. Wenn man die vier ernsthaft dafür bestraft, zeigt das, dass das nichts mehr als hohle Phrasen sind. Selbst die FIFA mahnt diesbezüglich "gesunden Menschenverstand" an: http://www.tagesschau.de/sport/sportschau/fussball-protest-floyd-101.html

Wie seht ihr das? Legitimer Protest oder Verstoß gegen die Regeln? Oder beides?

Dass es ein Regelverstoß ist, dürfte unstrittig sein, das Problem ist halt die Regel. Die war in dieser Form schon immer falsch und müsste dringend modifiziert werden.

Wie würdest Du denn die Regel ändern?
Natürlich hat man es sich einfach gemacht mit der Regel und einfach "alles" verboten, egal ob positive oder negative Aussagen. Vordergründig ist an dem Wunsch nach "Gerechtigkeit für einen Menschen" auch nichts auszusetzen. Aber jede "Kurzaussage" kann man interpretieren und es braucht auch nicht viel um die negative Botschaft um das politische und gesellschaftliche Amerika zu verstehen.
Wie sind die Grenzen zu setzen?

Keine Gewaltverherrlichung oder Aufforderung zu selbiger, Rassismus, Beleidigungen einzelner Personen, Organisationen, bestimmter Gruppen, usw. - aber ein generelles Verbot politischer Aussagen, solange diese nicht in Widerspruch zum oben genannten stehen, geht viel zu weit.

Religiöse Botschaften gehen mir persönlich zwar auch mächtig auf den Senkel, aber sollten im Prinzip genauso behandelt werden. Wenn jemand tatsächlich glaubt, sein gerade erzieltes Tor dem Herrn Jesus zu verdanken - bitte, warum soll er das nicht auf sein Shirt schreiben? Beleidigt ja niemanden.

Und persönliche ... was ist eigentlich so schlimm, wenn einer ein "Thanks, Grandma!" auf dem Shirt stehen hat, weil die gerade gestorben ist, oder man eine Liebesbotschaft an sein gerade geborenes Kind auf der Unterwäsche trägt? Völlig überzogene Regelungen.

Mit der von Dir formulierten Regel könnte ich auch leben. Ich bin aber auch mit dem Status Quo nicht unzufrieden. Zum einen glaub ich, dass die Jungs auf Ihren Social Media Kanälen genug Platz haben um sich auszutoben oder politisch zu verwirklichen, und zum anderen ist so ein Statement durchaus gehaltvoller, wenn der Verfasser weiss, dass das im Nachgang wenigstens 3,50 Euro kosten wird.

Da hat mich der DFB aber jetzt auch überrascht:

https://www.kicker.de/776748/artikel/keine_strafen_fuer_sancho_mckennie_co_

Wer sagts denn, der alte Verband kann doch über seinen Schatten springen

Ich hatte schon gehofft, dass es gerade auch wegen des gewählten Themas so kommt, eben weil die großen Fußballverbände ja immer wieder "Say no to Racism" und ähnliche Kampagnen gefahren haben. Und so fällt ja nun auch die Begründung aus.

Mal anders gefragt, ist es nicht letztlich schon eine politische Botschaft, wenn der Kapitän mit einer Regenbogen-Armbinde aufläuft? Gab es ja durchaus schon...

Klar, kann man so sehen - bzw. kann so gemeint sein.

Wieviel Staub das aufwirbelt, dürfte von den Antworten auf diese Fragen abhängen: Auf welcher Ebene in welchem Land und wie ist der betreffende Verband damit umgegangen?

Naja, ich meine jetzt durchaus Deutschland, Bundesliga, genauer: VfL Wolfsburg. Der DFB hat das meines Wissens vollkommen ignoriert, obwohl darüber wohlwollend berichtet wurde:

https://www.kicker.de/730291/artikel

Allerdings ging die Aktion auch vom Verein aus, nicht von dem einzelnen Spieler.

Nicht, dass ich mir an dieser Stelle eine negative Reaktion des DFB gewünscht hätte, ganz im Gegenteil. Aber ein gewisses "mit zweierlei Maß messen" ist beim DFB bei politischen Botschaften durchaus erkennbar...